Montag, 22. August 2011

Nach der Übung ist vor der Übung.

 Am nächsten Tag war Tankerwaschen angesagt. Gleich nach dem Morgenappell ging es los dass übliche Prozedere. Zapfenludi hatte mich zusätzlich noch zum Tanker einrangieren eingeteilt. Die Tankerhänger durften nicht einfach rückwärts eingeparkt werden. Das war uns per Befehl verboten worden.  Der Tatratanker hatte an der Stoßstange vorne eine extra Öse, dort wurde die Anhängerdeichsel eingehangen und los ging es. Nach dem Waschen nahm man den Tanker entgegen, fuhr zur Tankstelle, stellte die Fahrbereitschaft wieder her und im Anschluss wurde Tanker und Hänger eingeparkt.
Zur Übung war ich mit eigenem Tanker ausgerückt, hatte aber einen anderen Hänger, da die Werkstatt es noch nicht fertig gebracht hatte meinen angestammten Hänger zu reparieren. Ich stellte mich mit meinen Tanker in die Schlange an der Waschrampe. Vor mir stand der Tanker von Soldaten Weinhold vom ersten Diensthalbjahr. Er hatte mir einmal erzählt dass er aus dem kleinen Erzgebirgsörtchen Sadisdorf stammt. Eigentlich war er ein umgänglicher Typ. Ich ging zu  ihm hin und sagte zu ihm, du wäschst dann meinen Tanker mit, ihr seit ja zwei Mann, da könnt ihr das leicht bewerkstelligen. Ich weis nicht was ihn gebissen hatte, er sagte zu mir, das fällt aus das kannst du alleine machen. Ich dachte ich hätte mich verhört und fragte nach. Da quäkte es von der anderen Seite, ihr Zwischenschweine könnt euren Dreck alleine machen. Ich schaute nach wer das gesagt hatte. Es war Soldat Peters vom ersten Diensthalbjahr. Ich sagte ganz gelassen zu ihnen, das Lösen wir anders und holte Uffz. Ammling, dem erzählte ich die Geschichte. Er meinte der Peters wäre ihm persönlich auch schon mehrmals dumm gekommen, das Regeln wir jetzt. Wir gingen zu den beiden Lumpersäcken, Ammling erteilte ihnen den Befehl meinen Tanker zu waschen. Peters jammerte rum, sie müssten auch noch die Tanker von den E`s waschen. Ammling sagte das braucht ihr auch, ich unterstelle euch jetzt den Befehl von Soldat Müller. Na dann wollen wir mal, sagte ich zu meinen beiden Edelspringern. Damit ihr euere Wut so richtig beim Waschen von meinem Tanker rauslassen könnt, sag ich Euch schon jetzt mal das ihr nach Dienstschluss auf meinem Zimmer zu erscheinen habt. Großes Programm Stubenreinigen ist angesagt und für dich Peters habe ich noch eine besondere Aufgabe, sie wird dir Freude bereiten. Ammling bekam das große Grinsen. Während Meiße und ich die Hänger einrangierten, bat ich Kummer, Uwe das Reinigen meines Tankers zu beaufsichtigen. Ich mochte seine ruhige Art. Es hatte was wenn er solche Sachen beaufsichtigte. Er fand immer die Dreckstellen am Fahrzeug und wie er dann den Leuten klar machte, dass sie die Arbeit noch einmal machen mussten, das gab es kein zweites Mal.  Abends kamen meine beiden Spezis aufs Zimmer und los ging es, Spinde raus, wischen, bohnern und keulen. Während meine Stubenkameraden auf den Betten lagen, machte ich den beiden Dampf. Fenster putzen war als Abschlussübung  angesagt. Für Weinhold hatte sich die Sache erledigt. Zu Peters gewand zeigte ich auf die Stubenhocker, drückte ihm eine Drahtbürste in die Hand und sagte zu ihm. Damit du hier nichts mehr schmutzig machst, gehst du auf den Gang und machst die Stöpsel an den Hockerfüßen sauber. Da sehen deine Kameraden mal wie schön du das kannst. Widerwillig trabte er ab. Ich sagte zu ihm, Lächeln oder du machst die Stöpsel von deinem Zimmer auch noch sauber. Die Springer versuchten immer mal wieder sich dem Druck zu entziehen, war ja irgendwo auch logisch, wenn man Diensthabjahresweise zusammen lag, versuchte man sich zu wehren. Meistens ging das aber nach hinten los, die Retourkutsche schlug mit doppelter Wucht zurück.  Einmal hatten die Resis Soldaten Speer vom ersten Diensthalbjahr in der Mache. Das war schon verwunderlich, normaler Weise sind Resis die friedfertigsten Soldaten die es gibt, sie wollen nur ihre Ruhe. Also muss er ganz gewaltig rumgezuckt haben. Sie spielten mit ihm Schildkröte, hatten ihm vier Stahlhelme an die Arm und Kniegelenke gebunden und einen auf den Kopf gesetzt.  So schoben sie ihn über den Korridor bis er jeglichen Hochmut abgelegt hatte. So lustig wie das für uns war, für Speer war es gefährlich. Wenn er zu stark in eine Wand oder an den Heizkörpern einschlug, konnte er sich die Halswirbel verletzten. Mir viel auf, dass besonders die Soldaten aus dem Erzgebirge aufsässig waren, denn Speer kam auch von dort. Er kam aus Geising und war mit Hünis Freundin Sylvia um vier Ecken verwand. Sie hieß mit Famiienname auch Speer. Vermutlicher Weise drückte denen der Schnee zu sehr aus Gemüt. Im August kam Vater mich noch einmal kurz besuchen. Er war auf Dienstreise und musste Heimwärts über Erfurt. Er schrieb mir, ich könnte ja versuchen Ausgang zu bekommen. Zapfenludi und ich waren richtige „Freunde“ geworden. Wenn er mitbekam dass ich Ausgang beantragt hatte, strich er ihn persönlich. Bestimmt hatte er eine Latte dabei. So war es auch diesmal. Vater war richtig enttäuscht als ich in Dienstuniform am KDL erschien. Kein Problem meinte ich und zog im KDL – Häuschen meine Dienstuniform aus und ging in Zivil. Mein Vater war erstaunt, früher hat es so etwas nicht gegeben meinte er zum Unteroffizier. Tscha, so ändern sich die Zeiten, sagte er zu meinem Vater. Wir gingen Abendbrot essen und bummelten noch ein bisschen durch Erfurt. Nach dem ich meinen Vater zum Zug gebracht hatte, trabte ich Richtung Kaserne. Ich beschloss in die Gaststätte Rudelsburg zu gehen. Die befand sich neben unserer Kaserne. Bei uns Landsern genoss die Gaststätte keinen guten Ruf. Es hieß der Wirt würde den Offizieren zuarbeiten, wenn Soldaten illegal Alkohol holten. Ich weis nicht was an dem Gerücht war, aber hatte keine Lust es zu testen. Den Anderen ging es genauso. Aus diesem Grund mieden wir diese Lokalität. In Zivil hatte ich kein Problem mich da rein zusetzten. Die Rudelsburg war gut besucht. An einem Tisch waren noch Plätze frei. Schnell merkte ich auch warum, der Gast war betrunken. Zu ihm wollte sich niemand setzten. Er laberte mich dumm voll, es störte mich nicht. Bei der Armee laberte immer jemand doof. Irgendwann bezahlte er und ging. Auf einmal kam er zurück und lallte, ich habe meine Jacke vergessen, da draußen stehen Russen und die Volkspolizei. Die kontrollieren jeden, ein Russe wäre türmen gegangen.  Das war für mich eine dumme Situation, ich hatte keine Ausgangskarte und nur den Wehrpass. Wo stehn die denn, fragte ich den Betrunkenen? Na da, meinte er und zeigte durchs Fenster. Ach du grüne Neune, das war ja gleich neben den Eingang, da konnte ich nicht raus. Jetzt musste ich erst einmal die Lage peilen und ging auf die Toilette, die befand sich über dem Flur. Ich hatte Glück das Fenster war groß genug, da kam ich durch.  In aller Ruhe trank ich mein Bier aus, bezahlte und verschwand durchs Toilettenfenster. Bis zur Kaserne waren es vielleicht 50 Meter. Ich schaute nach dem Posten, die zweite Kompanie stand Wache. Es war Soldat Boje´ der Wache schob. Er war ebenfalls Vize. Ich sagte na du alter Hugenottenkönig, wie sieht es aus, ist die Luft rein. Er sagte ich geh mal schaun, ich komm gleich wieder. Ganz aufgeregt kam er zurück. Hauptmann Winkler ist heute OvD, der nimmt gerade euere Kompanie auseinander. Der UvD gibt dir vom Fenster ein Zeichen, wenn du auf die Kompanie kannst. Das primitive Gemache zwischen den Offizieren war unglaublich. Wenn der Roos Dienst hatte würde er die Zweite auseinander nehmen. Winkler sucht bestimmt wieder Bierteile, für seine Selbstbestätigung. Als ich noch TA - Schreiber war und er Dienst hatte, kam er zu mir einmal in den Ersatzteilkeller. Er brachte sogar zwei Mann von der Wache mit. Da er das in der Dienstzeit gemacht hatte, ging ich damals Nikolaus holen. Der war außer sich und die beiden belegten sich auf das Übelste. Gefunden hatte Winkler  nichts. Nikolaus war eigentlich auch nicht besser wie Winkler. Genau genommen war er noch viel hinterhältiger. Wenn er mit Lück an den Wochenenden Dienst hatte und sie in der Kaserne bleiben mussten, aus welchen Gründen auch immer, legten sie sich auf sie Lauer und fingen die Soldaten ab, die Bier holen gingen. Sie bestraften die Soldaten nicht. Sie soffen das Bier selber, schafften die Flaschen weg und gaben die leeren Teile uns wieder. Das war wirklich das Allerletzte.
Ich kletterte inzwischen über die Mauer und schwatzte mit Boje´. Boje´ hatte nervöse Augen und zwingerte immer so merkwürdig. Das hatte ihn den Namen Blinkerboje eingebracht. Er meinte in 14 Tagen geht der Winkler in Pension, dass er sich das noch einmal an tun muss. Ich winkte ab, die spinnen doch alle. Boje´ sagte zu mir, du bist aber auch ein verrückter Hund. Die Geschichte mit der Schnapsflasche als sie uns gezogen hatten in Radebeul, das vergesse ich nie. Das waren meine Eltern den du die Flasche gegeben hattest und jetzt machst du solche Dinger, UE in Zivil. Lachend sagte ich zu ihm, das machst du doch auch, er nickte. Eine viertel Stunde musste ich noch warten ehe ich auf die Kompanie konnte.




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