Freitag, 18. Februar 2011

Ich diene der Deutschen Demokratischen Republick

Vorwort
Die Armee in der DDR hieß Nationale Volksarmee (NVA). Die NVA war ein Volksheer. Gewährleistet wurde dies durch die allgemeine Wehrpflicht. Jeder Jugendliche ab 18 Jahre hatte sich dieser zu stellen. Für Menschen mit ethischen Bedenken gab es die Möglichkeit die Waffe zu verweigern. Derjenige der dies tat kam zu den Spatensoldaten. Wer die Wehrpflicht total verweigerte bekam das Gesetz zu spüren mit allen Konsequenzen. Die Armee fühlte sich der preußischen Tradition von Clausewitz, Gneisenau und Scharnhorst verpflichtet, die in einem Volksheer die Zukunft der modernen Armee sahen.
Wie bei so vielem im Leben sind gewisse Dinge Auslegungssache. Einer interpretiert die Sache so der Nächste so. Logische Folge war, Geist und Ungeist der Armee lagen nah beieinander. Auf einer Seite absolute Disziplin und Gehorsam auf der Anderen das Recht des Stärkeren und moralische Verkommenheit. Im Prinzip war sie ein Spiegel der Gesellschaft, wie eigentlich jede Armee.  Die NVA wurde 1956 nach der Bundeswehr gegründet. Am Aufbau mitgewirkt hatten neben den Russen ehemalige Wehrmachtsoffiziere. Von einem lächerlichen Haufen wuchs sie rasch zu einer der schlagkräftigsten Armeen in Europa. In den 70ziger und 80ziger Jahren zeigte sie eine kaum für möglich gehaltene Selbständigkeit. Moralisch war sie ihrem großen Bruder der Sowjetarmee überlegen, wenn dies auch nicht so nach außen getragen wurde. Die Schlechte zum Teil unmenschliche Behandlung der sowjetischen Soldaten durch ihre Offiziere hinterließ unverwischbare Spuren. Die Offiziere waren korrupt und wer  nicht mitmachte, der ging den sibirischen Weg, wie auch immer der aussehen mochte. Manöver gingen zu Gunsten der NVA. Sie zeigte ihre taktischen und operativen Fähigkeiten. Auch der kleine Soldat begann das zu spüren. Sogenannte sportliche Freundschaftswettkämpfe gingen immer mehr zu Gunsten der NVA – Soldaten aus. Viele Soldaten entwickelten eine Art Hassliebe zur ihrer Truppe. Einerseits wollten sie zeigen, was sie können, bringen und drauf hatten. Auf der anderen Seite waren sie störrisch, aufmüpfig, zuweilen bösartig und vor allem widerspenstig. Das eigentliche tragende Gerüst, vergleichbar mit dem Skelett des Menschen, war die von vielen verteufelte und doch gebrauchte im sozialistischen Erscheinungsbild nie existierende, verleugnete EK – Bewegung. Die Buchsstaben EK waren eine Abkürzung und standen für Entlassungskandidat. Die Grundlage dieser Bewegung war das dritte Diensthalbjahr. Die mehrheitlich Gefreiten des Diensthabjahres waren die Leistungsträger in der Armee.
Auf ihrem Wissen und können baute sich die Armee auf. Vergleichbar mit einer Pyramiede standen an unterster Stelle die breite Mehrheit der Soldaten und am oberen Ende stand der General.Offiziere brauchten und benötigten das  Diensthalbjahr um ihre Befehle exakt, effektiv und vor allem schnell umsetzen zu können. Sie standen der Truppe am nächsten, denn sie waren ein Teil von ihr. Unteroffizieren fehlte einfach die Autorität, sie waren viel zu verhasst und nicht wenige auch zu blöd um bei der Truppe das umzusetzen was der Offizier wollte. Sie waren wie Tennisbälle, sie bekamen von jeder Seite Schläge. Unter diesen Umständen konnte das dritte Diensthalbjahr sich eine Machstellung aufbauen, die von Halbjahr zu Halbjahr weitervererbt wurde. Wie ein Myzel  durchzog die EK Bewegung die NVA, sie drang in jede Dienststelle ein und war an jedem Knotenpunkt zu finden. An manchen Stellen stärker an Anderen weniger stark. Genau in diesem Staat im Staat wurde unser Schützling Thomas Müller am 1. November1979 gezogen. Wie fast jeder Jugendliche durchlief er die einzelnen Stationen des Armeelebens.

EK Lied des Transportbataillon 4

Teil 1, Teil 1 bald bist du nicht mehr meins,
Dann kannst du wieder drücken,
Auf eines Springers Rücken
Und dann ziehen wir durchs KTP
Und scheißen auf die Volksarmee.

Teil 2, Teil 2 bald sind wir wieder frei,
Dann kannst du wieder des Springers Rücken zieren,
bis er kriecht auf allen vieren.
Und dann ziehen wir durchs KTP
Und scheißen auf die Volksarmee.


Heinz Roos, Heinz Roos bald sind wir dich nun los,
dann kannst du wieder strietzen,
Die Springer und die Viezen.
Und dann ziehen wir durchs KTP
Und scheißen auf die Volksarmee.

Melodie Das Steigerlied