Donnerstag, 3. November 2011

Kurz vor Ultimo

 Roos hatte mal wieder OvD. Wie immer in solchen Fällen mussten wir den Frühsport mit machen. Wir standen in Reih und Glied angetreten vor der Kompanie. Der Böse schlich um uns herum. Er blieb vor mir stehen und musterte meine Anzugsordnung. Auf einmal brüllte er los, na Müller da sind wir wohl beim Bierholen am Stacheldraht hängen geblieben. Es war nicht zu fassen, da bin ich fast 1 ½  Jahre mit geflickter Trainingshose rumgesaust und kurz vor der Entlassung merkte er es doch noch. Ich hatte ein paar Mal Anlauf genommen um sie zu tauschen aber Graichen hatte sich immer absolut eng gehabt mit so etwas. Ende des zweiten Diensthalbjahres hatte ich es dann aufgegeben ihn danach zu betteln. Die Hose flickte ich noch einmal fachgerecht. Roos benötigte eine dumme Antwort und die gab ich ihm. Denken sie Genosse Major, dass ich das noch drauf habe. Der einzig wahre E lässt Bier holen. Die Kompanie johlte vor Freude. Roos zog ein Gesicht und ging.Mit offiziellen Ausgang sah es auch schlecht aus. Zapfenludi strich mich mit schöner Regelmäßigkeit persönlich von der Liste. Das war nicht weiter schlimm, entweder ging ich in Zivil oder ohne Ausgangskarte raus. Die Jungs am KDL machten da keinen Ärger. Eines Sonntags Nachmittag sagte Spielvogels Franky zu mir, ich habe Durst, komm lass uns in den Ausgang verschwinden. Wir zogen uns um und verschwanden aus der Kaserne. Frank meinte, lass uns in die kleine Parkgaststätte gehen. Die befand sich unweit der Kaserne. Wir betraten die Lokalität, sie war halb voll, und suchten uns zwei Plätzchen. Wir wollten uns gerade setzten, da rief jemand, Jungs kommt zu mir an den Tisch. Wir schauten uns um, ich sah niemanden. Frank war da fixer, er rief hallo Hauptmann. Ich schaute in die Richtung, ach du grüne Neune, da saß der Knollenhafte in Zivil. Wir gingen rüber und grüßten Hauptmann Knoll. Nicht so förmlich meinte er, ihr werd euch den Ausgang redlich verdient haben. Na immer, sagte Frank. Der Knollenhafte zeigte auf die Stühle, nehmt endlich Platz, ich habe schon zwei Bier für Euch bestellt. Ihr könnt ja auch nichts dafür dass ihr beim Roos dienen müsst, wir lachten. Frank wurde bei einer Übung einmal zur zweiten Kompanie abkommandiert, seitdem kannte er  Knoll näher. Es wurde ein gemütlicher Nachmittag und Abend. Der Hauptmann übernahm die Rechnung. Am nächsten Tag lief  Frank ihm über den Weg, er meinte nur, ihr Hunde hattet gar keinen Ausgang und lachte. Damit war die Sache für ihn erledigt. Einige Tage später bestellte mich Patschen auf sein Dienstzimmer, es wäre dringend, ich sollte mich beeilen. Gemächlich trabte ich zu ihm. Der Lückenhafte saß mit im Zimmer. Patschen machte ein wichtiges Gesicht, Müller meinte er, wir haben dich und dein Fahrzeug für eine Spezialübung vorgesehen. Der Hauptmann und ich werden die Soldaten von unserer Truppe kommandieren. Es geht nach Kasachstan. Wohin geht das, fragte ich erstaunt? Nach Kasachstan in die Sowjetunion. Ich musste lachen. Müller, lach nicht so blöd, meinte Patschen verärgert.  Der Hauptmann erklärte. Die Artilleristen von der Henne, werden dort eine Rakete abschießen und wir sind für die Treibstoffzufuhr verantwortlich. Dein Tanker und wir werden eine etwas längere Zugfahrt machen. Das Alles dauert ungefähr einen Monat. Meine Augen wurden vor staunen immer größer. Hauptmann wissen sie wo ich in einem Monat bin? Er schüttelte den Kopf. Na zu Hause und ich werde keine Überstunden für den Verein hier schieben. Ach ja meinte er, Schade, mit ihnen war immer ein gutes Auskommen. Das war ein Ding, nach Kasachstan in die Wüste, das wäre schon reizvoll gewesen. Ich grüßte sagte Danke und ging. Die Worte vom Hauptmann waren Balsam für die Seele. Inzwischen waren die Tanker mit der Optimierung des Dieselverbrauches dran. Sie hatten festgestellt meiner verbraucht mit den  Meisten und bestellten eine neue Dieselpumpe. Meise und Dietmar wurden zum Pumpenwechsel abgestellt. Mit den Resioffizieren waren sie für die gesamten Tanker verantwortlich. Wir Anderen zogen auf Wache. Graichen, teilte mich wieder für den Posten 2 ein. Soldat Vogel vom zweiten Diensthalbjahr fing an rumzumotzen. Immer steht Müller auf dem Posten, die Anderen würden auch mal gerne den Posten 2 haben. Du dummer Zwischenpisser sagte ich zu ihm verärgert, das kannst du in einem Monat, wenn ich zu Hause bin. Graichen meinte zu Vogel, du hast wohl absolute Höhe. Kurz darauf kam Roos zur Wachbelehrung. Vogel beschwerte sich bei ihm. Er war einfach dumm, in einem Monat wäre er der E. Das war ein klarer Verstoß gegen den Ehrenkodex der EK – Bewegung. Graichen meinte sooft steht Müller gar nicht auf Posten 2. Roos ließ sich die Wachprotokolle geben und sagte, Vogel steht heute Posten 2 und die nächsten Mal dann vorm Fahrzeugpark. Das war der unbeliebteste Posten bei uns Soldaten. Ich lachte böse und sagte zu Vogel, das brauchst du. Graichen stellte mich auf Posten 1 den anderen Nachtposten. Damit wurden dem ersten und zweitem Diensthalbjahr jegliche Lust genommen auf zu zucken. Die Hackordnung musste eingehalten werden, das war die Grundlage der Disziplin. Die Bewegung funktionierte, egal ob Offizier, Unteroffizier oder Gefreiter, jeder bediente sich ihrer, wenn er sie brauchte. Da zählten auch keine alten Feindschaften, das war das ungeschriebene Gesetz. Inzwischen hatte man die Alarmbereitschaft auf die nächste Stufe gehieft. Langsam aber sicher wurde uns anders. Keiner hatte Lust auf Kriegsspiele. Wieder wurde eine Kommandostabsübung angesetzt, Ziel Letzlinger Heide. Es sollte mit scharfer Munition geschossen werden. 80 Prozent der Truppe sollte ausrücken. Der Rest der Kompanie blieb bei den eigenen Fahrzeugen. Als Beifahrer sollten Offiziere und Fähnriche auf die Lkws. Keiner wusste etwas Genaues. Es gingen Gerüchte, das wir in Polen mit der polnischen Armee eine gemeinsame Übung abhalten sollten.

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