Donnerstag, 3. November 2011

Die letzte Übung

Wenn eine Übung angesetzt war mussten wir uns im Vorfeld mit dem Nötigsten eindecken. Das Nötigste hieß bei uns Rauchern Zigaretten. Ich war mal wieder knapp bei Kasse und besorgt mir zwei Schachteln Zigarillos von der Marke Bodespitzen. Das waren schon fast Stumpen nur mit Mundstück. Kurz bevor es losging herrschte im Bataillon eine gedrückte Stimmung. Die Frage war, geht es nach Polen oder nicht. Macht Euch nicht soviel Gedanken meinte Meise, wir können es sowieso nicht ändern. Da hatte er zweifelsohne recht. Meise und Rudi blieben mit ihren Tankern in der Kaserne. Die Übrigen rückten aus. Als Beifahrer hatten sie mir Fähnrich Brausewetter auf den Bock gesetzt. Das der mit ran musste, zeigte schon den Ernst der Lage. Brausewetter hatte noch nie eine Übung mitmachen müssen. Der saß immer auf seinem Außenposten im Tanklager Erfurt – Marbach und machte sich  einen Bunten. Er führte dort ein recht ziviles Leben. Glücklich war ich nicht darüber, dass gerade er auf meinen Tanker kam, denn schließlich war er der Saufkumpan von Roos. Da musste man sich jedes Wort dreimal überlegen. Am späten Nachmittag ging es los. An der Autobahnauffahrt warteten schon die Alliierten und beobachteten unser Treiben.  Wir fuhren Richtung Hermsdorfer Kreuz. Wie immer wenn es in die Richtung ging machten wir zwischen Jena und Stadtroda unseren obligatorischen Zwischenstopp. Diesmal fuhren wir erst nach dem Hermsdorfer Kreuz auf die Autobahn Richtung Leipzig. Bei Halle endete die Autobahn. Weiter ging es die Landstraße Richtung Magdeburg. In Magdeburg gab es so etwas wie eine Stadtautobahn. Auf dieser querten wir gegen Mitternacht die Stadt und fuhren weiter Richtung Letzlinger Heide. Mit Brausewetter hatte man seine liebe Not. Nach einer halben Stunde Fahrt fragte er mich, ob er sich eine Zigarette anzünden könnte. Denn schließlich war das Rauchen auf den Tankern streng verboten. Es störte mich nicht. Denn heimlich rauchten wir sowieso auf dem Tanker. Als ich mir später dann ein Zigarillo anzündete fing Brausewetter an zu speckern. Ich wüsste schon, dass das Rauchen auf dem Tanker verboten ist. Ich schaute den Fähnrich an und fragte ihn ob er keine anderen Sorgen hätte. Na ja meinte er, wegen Roos, wenn er das mitbekommt, würde er den Ärger kriegen. Zurecht, sagte ich, sie haben schließlich angefangen mit dem Rauchen. Außerdem mache ich diese Scheiße schon fast 1 ½ Jahre mit, ob er wirklich glaubt das ich mich von Roos erwischen lasse. Er sagte nichts mehr. Aller zwei Stunden ließ Roos eine Rast machen. Ich jagte Brausewetter los Proviant fassen, da kam er wenigstens auf andere Gedanken. Wenn er nichts zu tun hatte schlich er bei Roos rum und machte sich wichtig. Der musste einfach beschäftigt werden und spannte ihn bei den technischen Kontrollen mit ein. Kurz bevor wir am frühen Morgen unseren Bezugsraum erreicht hatten ging bei meinem Fahrzeug während der Fahrt der Motor aus. Am Tank konnte es nicht liegen, es musste etwas anderes sein. Ich machte die Warnblinker an und ließ den Tanker an den Straßerand rollen. Rose unser Kradmelder hatte aufgepasst. Keine 5 Minuten später war Roos zur Stelle und kurz darauf kam Uffz. Böhr mit seinem 813 Tatra. Auf dem saß Oberleutnant Herde. Der meinte zu Roos, das wird die Einspritzpumpe sein, die ist ja erst gestern gewechselt wurden. Da hat sich bestimmt ein Verbindungselement gelöst. Roos fing schon wieder an rum zu schreien, Müller warum haben sie während der Rast die Pumpe nicht überprüft. Noch ehe ich etwas sagen konnte, antwortete Herde an meiner Stelle. Die Einspritzpumpe ist verplombt, da kann niemand rumspielen. Roos winkte ab, Müller ich schicke ihnen den Kradmelder entgegen der weist sie dann ein. Der Böse verschwand, Herde lachte, in einer halben Stunde war der Schaden behoben. Ich fuhr Böhr solange hinterher bis Rose mit seinem Motorrad kam. Nach 10 Minuten Fahrt wies  er mir meinen Stellplatz zu und meinte tarne dein Fahrzeug genau unter dieser Tanne ab, Roos kommt kontrollieren. Mit Brausewetter machte ich mich an das Abtarnen. Gemeinsam rollten wir die Netze über den Tanker und brachten die Zeltstangen darunter an. Kaum waren wir fertig kam Gableske mit seinem UAZ und Roos. Schon von weitem hörte ich ihn toben, Müller wo stehen sie mit ihrem Tanker rum. Er fuchtelte wild mit seinen Armen in der Luft herum. Kaum am Tanker angelangt sprang er aus dem UAZ und brüllte mich an, was ich mir raus nehmen würde hier zu halten. Ich sagte zu ihm, hier bin ich eingewiesen worden und deswegen stehe ich hier. Er brüllte weiter wie besessen, EK, EK schreien, aber nicht wissen wo man zu parken hat. Wer hat sie hier eingewiesen? Ich schaute Roos an und sagte angefressen, na wer schon, der Kradmelder. Es ist schlimm dass sie nicht wissen, wenn sie den Befehl gegeben haben. Wo soll ich denn ihrer Meinung nach parken?  Na eine Tanne weiter, brüllte er. Ich schaute ihn fassungslos an, eine Tanne weiter sagte ich, das sind nicht mal zwei Meter. Ja eine Tanne weiter schrie er und stieg in seinen Jeep. In dem Moment kam Rose mit seinem Motorrad aus der nächsten Waldschneise auf uns zu gefahren.
Roos sprang aus seinem Jeep und stürzte sich auf ihn. Wo haben sie den Gefreiten eingewiesen? Na unter der ersten Tanne, wo er jetzt steht, antwortete Rose. Der Böse tickte völlig aus, sie Lump, sie Vaterlandsverräter, ich schieße ihn ins Bein. Er zog seine Makarow.
Ich rief zu Rose, gib gas und hau ab.  Rose gab gas und haute ab. Der Major schaute mich an, steckte seine Pistole ein, stieg wieder in den UAZ und verschwand. Fassungslos hatte Fähnrich Brausewetter zugeschaut, der ist ja nicht nur verrückt, der ist allgemeingefährlich.
Wie lange dienen sie schon unter dem verrückten Pistolero, fragte ich ihn? Mehr sagte ich nicht dazu, denn eine Stunde später, da war ich mir ganz sicher, wäre Roos wieder sein bester Kumpel. Wir tarnten den Tanker ab, fuhren zwei Meter nach vorne und tarnten ihn neu. Nach Stunden des rumgammelns ging es weiter, kreuz und quer ging es durch die Heide bis wir den neuen Bezugsraum erreicht hatten. Im Abstand von 10 Metern parkten wir unsere Fahrzeuge ab. Nach ca. einer Stunde kam Soldat Vogel mit seinem Tanker durch und betankte unsere Fahrzeuge. Der Einfüllstutzen für den Diesel befand sich ziemlich weit oben, so das er die Lkws von einem kleinen Aufstieg der sich an den Tankern befand auftankte. Beim Betanken tropfte etwas Diesel auf die Sprossen. Er rutschte aus und goss mir ungefähr 10 Liter Diesel über den Schopf. Ich stank wie die Pest und war dementsprechend sauer. Ich kramte aus meinem Teil 2 Ersatzunterwäsche und ging zur Wasserkuh. Freilich gab es nur kaltes Wasser. Es nützte nichts, ich reinigte mich so gut ich konnte. Aber man stank immer noch wie so ein Moschusochse. Denn eine neue Uniform war während der Übung nicht zu bekommen. Auf einmal hieß es, sollten Kampfhubschrauber auftauchen, hätten wir in Fahrtrichtung gesehen rechts in die Wälder zu verschwinden und sich um die Gruppenführer zu sammeln. Die Kampfhubschreiber kamen, eine ganze Staffel. Sie flogen auf Wipfelhöhe der Bäume in der Schneise entlang. So wie man sie hörte waren sie auch schon da. Ich war schwer beeindruckt und rannte in den Wald. Hätten mich die Hasen gesehen wären sie vor Neid erblasst. Wenn da mal einer abschmierte, würde hier das Inferno ausbrechen.  Ein Teil der Sattelschlepperfahrer wurden mit ihren Fahrzeugen am späten Abend abkommandiert. Sie mussten  Spritfässer bei den Panzern tauschen. Ich wurde zur Feldwache abgestellt. So war mit schlafen auch nicht viel. Als mir dann doch ein paar wenige Stunden blieben, legte ich mich, wie es mir als E auch zustand, an den Kanonenofen im Zelt. Das war der wärmste Platz. Wie in einem Bienennest schliefen die E`s am Ofen und die Springer am Rand des Zeltes. Wie lange ich geschlafen hatte weis ich nicht, auf einmal rüttelte mich jemand ganz heftig. Es war Uffz. Remus, der rief Müller du brennst. Tatsache mein Hosenbein hatte sich entzündet. Klar das war ja auch ordentlich mit Diesel getränkt. Am nächsten Morgen, damit keine lange Weile aufkam, hatte Roos Übungen angesetzt. Unter anderen war wieder die ABC – Ausbildung auf der Tagesordnung. Spielvogel und ich schauten uns an. Das mussten wir uns nicht antun mit Schnuffi und Schutzanzug rum rennen. Frank meinte komm wir gehen zu meinem Fahrzeug und dort hauen wir uns aufs Ohr. Wir schlichen uns von dannen. Auf einmal klopfte es wie wild an der Fahrertüre, jemand rief, kommen sie daraus. Frank schaute nach draußen und meinte du gute Güte, Pfeffer und Scheffler stehen vor der Tür. Beide waren stellvertretende Divisionskommandeure, Pfeffer war vor wenigen Wochen zum Oberstleutnant befördert wurden und Scheffler war es schon eine ganze Weile. Was wir hier machen, wollten sie wissen. Was für eine Frage, das hatten sie doch gesehen, das wir abgemattet hatten. Also antwortete ich schlafen, Genosse Oberstleutnant. Frank ergänzte, wir waren die ganze Nacht im Einsatz gewesen und irgendwann müssen wir mal schlafen. Ich lachte in mich rein. Sie wissen wohl gar nicht dass es für die gesamte Division ABC Alarm gegeben hat. Ein dummer Zufall, dass das gerade mit Roos seiner Übung zusammen fallen musste und sie das auch noch kontrollierten, war aber nicht zu ändern. Nein, Genosse Oberstleutnant riefen wir. Pfeffer meinte, na dann wollen wir doch mal. Stellen sie ihre Gefechtsanzugsordnung her. Kaum hatten wir die Anzugsordnung hergestellt, rief er Schutzanzug anlegen und stoppte die Zeit. Das hätte er sich schenken können. Die Zeit schafften wir spielend. Im Anschluss jagte er uns um eine Sandgrube die in der Nähe war. Alles Pillepalle, so etwas machte uns nicht an, erst recht nicht, das wir uns im Anschluss bei Roos melden sollten. Roos lachte darüber und rief das geschieht euch beiden recht. Nach dem Mittagessen musste ich zu Zapfenludi, Müller sie werden jetzt abkommandiert. Sie bekommen als Beifahrer Soldat Große mit. Große war Springer und begleitete den Posten eines Spiesschreibers. Er war bis jetzt kaum Lkw gefahren. Da musste man aufpassen dass er richtig spurt. Luderer quackerte weiter, sie werden das Panzerbataillon 4 begleiten. Dort geben sie den Sprit an Uraltanker ab und stoßen morgen wieder zu unserer Truppe. Sie werden dem Oberleutnant Müller unterstellt, der ist für sie verantwortlich. Eine Stunde später erschien er mit einem Ural, den fuhr er selber. So etwas sah man selten. Wir machten uns auf zum Treffpunkt. Dort warteten wir 6 Stunden auf das PB 4. Ein Teil der Panzer war bei der Elbquerung im Schlamm eingebrochen. An der Oberfläche war die Erde fest gewesen aber 20 cm darunter war alles zu spät. Mit Räumpanzern mussten die normalen Panzer rausgezogen werden. Wir wurden der Stabskompanie des PB 4 zugeschlagen. Die bestand hauptsächlich aus Uralfahrzeugen der verschiedensten Art, unter anderem aus Tankern und der Feldküche. Es sollte über Zerbst Richtung Jüterbog gehen. Ich fragte Große ob er sich zutraut den Tanker zu fahren, da könnte ich ein wenig schlafen. Er war begeistert. Ich wies ihn in die Besonderheiten ein und sagte zu ihm keine Panzerstraßen, das schafft der Tanker nicht. Das ist ein ausdrücklicher Befehl von Roos und das war nicht gelogen. Schnell schlief ich ein. In den letzen 72 Stunden hatte ich gerade mal 5 Stunden geschlafen. Auf einmal gab es einen gewaltigen Ruck, ich wurde munter. Der Motor heulte auf  die Räder drehten durch. Wo sind wir, fragte ich Große? Auf einer Panzerstraße. Du Idiot, blaffte ich ihn an und stieg aus. Große jammerte rum, dass er auf Befehl von Oberleutnant Müller gefahren wäre. Na hoffentlich schaufelt er den Tanker für dich frei, sagte ich böse und holte meine drei Schaufeln aus dem Tanker. Die Fahrzeugkolonne war gut organisiert, man merkte die Truppe war eingespielt. Sie hatten mitbekommen, dass der Tanker fest hing. Keine 5 Minuten später standen der Bataillonskommandeur und sein Stellvertreter neben meinem Tanker. Beide waren sie vom Dienstgrad Oberstleutnant. Sie schnappten sich zwei Schaufeln und fingen an die bis zu zweidrittel versunkenen Räder frei zu schaufeln. Die dritte Schaufel drückte ich Große in die Hand. Inzwischen kam Oberleutnant Müller mit seinem Ural rückwärts gefahren. Jeder Ural war mit einer Seilwinde versehen. Ich hängte den Tatra an das Seil. Danach untersuchte ich mein Fahrzeug auf Schäden. Das Ersatzrad das unter dem Tanker befestigt war musste noch freigeschaufelt werden, ansonsten könnte es die Halterung beim Freischleppen abreisen. Die Befestigung des Nummernschildes hatte es im 90 Grad Winkel abgebogen. Ansonsten waren keine Schäden weiter sichtbar. Ich fragte den Oberstleutnant, wie lang die Panzerstraße noch wäre. Er schaute auf sein Messtischblatt und sagte ungefähr noch einen Kilometer. Mir wurde ganz anders. Da konnte noch viel passieren. Wir entschieden den Tanker nach dem Freischleppen am Haken zu lassen. Mühelos zerrte der Ural meinen Tanker frei. Große saß am Lenkrad, während ich schaute dass der Tanker genug Bodenfreiheit bekam. Nachdem der Tanker frei war übernahm ich das Fahren. Eine halbe Stunde später hatten wir den Bezugsraum erreicht.
Bevor ich die Technik einsatzbereit machte, legte ich mich noch einmal unter den Tanker. Es war wirklich kein Schaden zu erkennen. Die Halterung vom Nummernschild war angebrochen. Ich entschloss mich sie nicht gerade zu biegen. In der Kaserne konnte ich sie anschweißen lassen, sollte sie wegbrechen. Große beauftragte ich den Tanker im Sichtbereich  und vor allem um das Ersatzrad vom Sand zu befreien. Nach dem ich die Technik startklar gemacht hatte, sprang ich vom Tanker und stolperte in den nächsten Busch. Mit der Fußspitze stieß ich an einen Gegenstand. Ich bog den Busch auseinander, da lag eine Granate ungefähr einen halben Meter lang und 100 Millimeter im Durchmesser. Keinen Meter weg vom Tanker. Entsetzt sauste ich zum Oberleutnant und der zum Oberstleutnant. Staunend standen wir um die Riesenmumpel. Der Oberstleutnant beorderte einen Waffenexperten zum Fund. Der gab Entwarnung, ist nur eine Übungsgranate, die ist nicht gefährlich. Aber so richtig wohl war mir trotzdem nicht. In den nächsten Stunden gab ich meinen Sprit an zwei Uraltanker ab. Sobald diese ihren Sprit an den Bestimmungsort gefahren hatten kamen sie wieder und das Spiel fing von vorne an. Am Nachmittag war die Arbeit erledigt. In unmittelbarer Nähe standen gigantische Bunker herum. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Mit Oberleutnant Müller lief ich zu so einer Anlage. Meterdicke Betonwände, einfach gigantisch. Wir stöberten bestimmt eine Stunde in dem Objekt herum. Müller meinte nach dem Krieg hätte hier die SS drinnen gesessen. Die Russen hätten versucht sie rauszubomben, keine Chance. Sie mussten die SS aushungern. Naja bei der Story hatte ich meine Zweifel, denn mit Gas hätte man das schneller erledigt, aber ich sagte nichts. Neben dem Bunker lag eine Panzerstraße. Ohrenbetäubender Lärm ließ uns aufhorchen. Panzer waren im Anmarsch. Alles T 72 Panzer meinte Müller begeistert. Mich interessierte das wenig. Ich machte mir Gedanken, wie wir von hier wieder weg kommen und fragte den Oberleutnant diesbezüglich. Der meinte, er hätte heute Vormittag schon eine Strecke abgefahren, die würde ich ohne größere Probleme auch bewältigen können. Sollte es trotzdem Probleme geben, käme ich wieder an den Haken. Kurz vor Mitternacht brachen wir auf. Wir mussten die Panzerstraße queren, natürlich hingen wir wieder fest. Aber es war das letzte Mal. Nach einer halben Stunde erreichten wir eine Landstraße. Es tauchte im nächtlichen Dunst eine Ortschaft auf. Doch was war mit dem Ortsschild los, es sah so komisch aus? In kyrillischen Buchstaben stand da altes Lager. Ich war fassungslos, mitten in der DDR eine russische Ortsbezeichnung. Wo waren wir nur hingekommen? Es ging weiter über Jüterbog, Herzberg nach Schlieben. Hier befand sich ein großes Tanklager der NVA. Müller verabschiedete sich von mir, er fuhr zurück. Ich wartete auf unsere Truppe. Die sollte in zwei Stunden hier eintreffen. Im Tanklager gab es mehr zivile Kräfte wie Soldaten. Ich fragte einen der Zivilangestellten ob wir hier duschen könnten und erzählte ihm von meinem Missgeschick. Kein Problem meinte er, wir haben auch noch eine neue Wattekombi für dich. Du brauchst bloß die Schulterstücke wechseln. Was ich auch ganz schnell tat. Nach dem Duschen fühlte ich mich wie neu geboren. Dann kam auch schon Roos mit seiner Truppe. Kaum angelangt schlich er um meinen Tanker. Er musste wohl seine Erfahrung mit solchen Einsätzen gemacht haben. Er sah mein Nummerschild, na Müller brüllte er, sind wir trotz meines ausdrücklichen Befehls die Panzerstraße lang gefahren. Große neben mir wurde klein. Nee, Genosse Major antwortete ich, wir haben eine gequert, da ist es halt passiert. Er kroch halb unter den Tanker und knurrte böse, biegen sie das Nummernschild gerade. Ich gab zu bedenken es könnte wegbrechen. Zu allem zu blöde, schaute mich verächtlich an und machte es selber. Er hatte das Nummernschild in der Hand. Wütend schmiss er es mir vor die Füße. Ich grinste gehässig.
Roos teilte die Kompanie auf. Vier Tanker waren leer die blieben hier. Der Hauptteil der Truppe fuhr unter Lücks Kommando zurück nach Erfurt. Roos handelte mit irgendeinem Zivilangestellten herum. Im Anschluss meinte er, wir nehmen Diesel mit, der ist restlos überlagert und muss weg. Während ich noch überlegte ob man Diesel überlagern kann, füllten sie den ersten Tanker. Wir schauten in die Kontrollluke. Tatsache der Diesel flockte. Nach dem Betanken fuhren wir über Torgau, Krostitz auf die Autobahn Berlin – München. Als Beifahrer hatten sie mir wieder Brausewetter auf den Bock gesetzt. Kurz bevor es auf die Autobahn ging machte Roos eine Rast und plärrte rum, das mir auch immer die Batterieanschlüsse während der Pausen kontrolliert werden. Vergnatzt baute ich auf der Beifahrerseite die Sitzbank aus und kontrollierte die Anschlüsse.  Kaum waren wir auf der Autobahn standen schon wieder die Alliierten rum. Ich glaube diesmal waren es Franzosen. Sie filmten uns mit einer Schmalfilmkamera. Ich grüßte sie mit dem Victoryzeichen. Genüsslich rauchte ich dabei meine Bode Spitzen. Kurz vor dem Hermsdorfer Kreuz fuhr Roos mit uns auf einen Parkplatz für Lkws. Diesmal schenkte ich mir das Kontrollieren der Batterie. Nach 10 Minuten brüllte Roos aufsitzen. Ich stieg ein und wollte den Lkw starten. Es macht nur müde klick, klick. Das gab es doch gar nicht dachte ich, einmal kontrollierst du nicht und dann das. Ich sprang aus dem Fahrzeug und stürmte zum UAZ vom Major und rief mein Tanker springt nicht an. Wütend rief der Major da haben sie wohl die Batterie nicht kontrolliert, sie Zündi. Jetzt wurde er persönlich, nichts wie weg dachte ich und machte mich auf die Anschlüsse zu kontrollieren. Ich pelzte Brausewetter vom Beifahrersitz um an die Anschlüsse zu kommen. Während ich die Rücksitzbank entfernte kam Roos angetobt. Vom Wahn befallen, schrie er mich an, vor das Militärgericht müsste man sie schleifen, sie Verbrecher sie, trommelte und schlug in seiner Rage auf meinen Rücken ein. Er hörte überhaupt nicht auf. In Bruchteilen von Sekunden spukte mir alles möglich durch den Kopf. Das konnte ich mir auf keinen Fall gefallen lassen. Aber zurückschlagen, es waren keine drei Wochen mehr bis nach Hause. Ob das Militärgericht mir recht geben würde? Blitzschnell drehte ich mich zum Major um und brüllte ihn an, da haben sie aber großes Glück Genosse Major. Verdutzt hielt er inne, mit was? In 19 Tagen sind sie mich los und sie dürfen hier weiter dienen. Roos sein Gesicht erstarrte zur Maske, da haben sie recht sagte er, drehte sich um und ging. An der Batterie hatte sich wirklich ein Kabel gelöst, schnell schloss ich es an. Der Rest der Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Fähnrich Brausewetter sagte zu mir, das haben sie klug gelöst aber wenn sie zurück geschlagen hätten, ich hätte zu ihren Gunsten ausgesagt.
Ich schaute ihn an und sagte na klar. Zwei Tage später kam Brausewetter auf die Kompanie geschlichen mit seiner obligatorischen Tasche und verschwand bei Roos im Dienstzimmer.


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